Minas Tirith

Ich zuckte kurz zusammen, als die Frau sich zu mir umdrehte. "Eigentlich schon, aber ich habe kein Geld um mir was zu kaufen", sagte ich schüchtern und sah die Frau an. "Wie heißt ihr eigentlich?", fragte ich neugierig.

Das Mädchen sagte sie hätte zwar hunger aber kein Geld, was mir leid tat. "Hier schau mal das schenke ich dir," sagte ich und gab ihr etwas von meinem ab. Da mein Onkel König von Gondor war hatte ich selten Geldprobleme, obwohl ich mein Geld lieber selber verdienen wollte wie jeder andere auch. "Ich heiße Ezia und bin eine Kundschafterin Gondors." Die Kleine sah etwas zerzaust aus und wirkte schüchtern. Wo ihre Eltern wohl sind? fragte ich mich unweigerlich und sah mich um, doch niemand schien zu dem Kind zu gehören. "Und wie heißt ihr wenn ich fragen darf, my Lady?" wollte ich wissen und lächelte sie freundlich an. "Sind deine Eltern auch hier auf dem Markt?"

Ich machte große Augen, als sie mir etwas Geld gab. "Danke schön, ich heiße Mayumi", sagte ich und machte einen Spaßhaften knicks. "Nein, meine Eltern sind nicht auf dem Markt, ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen", antwortete ich und kaufte mir kurz ein paar Streifen von dem getrocknetem Fleisch, ehe ich mich wider an Ezia wand.

"Mayumi - Ein wirklich schöner Name!" Ich musste schmunzeln als sie eine Knicks machte, doch dass ihre Eltern schon seit einiger Zeit verschwunden waren bereitete mir Sorge. Was soll ich denn jetzt mit ihr tun? Ich kann sie doch nicht einfach hier lassen! dachte ich und zog die Stirn kraus. Morgenfrüh reise ich mit Halbarad ins Auenland, da kann ich mich nicht noch zusätzlich um ein Kind kümmern! "Hmm, sag mal wo wohnst du denn Mayumi?" fragte ich nach und hoffte sie zu ihren Eltern zurück bringen zu können.

"Ich wohne in Edhellos am Hafen, zu mindest bin ich da Abends immer, tagsüber bin ich immer hier und sehe mir die verschiedenen Dinge an", sagte ich mit einem Grinsen und fragte mich, warum Ezia die Stirn so kraus zog.

"Auch ich wohne in Edhellos," sagte ich und verstaute mein gekauftes Pökelfleisch. "Soll ich dich vielleicht mitnehmen? Ich muss mein Pferd noch aus den Stallungen holen und dann in Edhellos zum Hufschmied. Wenn du magst bringe ich dich dann zu deinen Eltern zurück." Wenn die denn auch wirklich noch dort sind, fügte ich in Gedanken an und wartete gespannt auf Mayumis Antwort. Ich könnte die Kleine auf keinen Fall alleine hier rum laufen lassen, denn auch wenn Gondors Volk ein ehrbares war - schwarze Schafe gab es überall.

"Du hast ein Pferd?, Das ist toll, ich mag Pferde sehr!", sagte ich fröhlich und kaute an einem Streifen von dem getrocknetem Fleisch herum. "Ich würde mich freuen wenn ihr mich mitnehmen könntet", sagte ich höflich. Was mache ich wenn sie meine Eltern sehen will?, fragte ich mich etwas besorgt.

Mayumi schien sich zu freuen mein Pferd zu sehen und ich musste leise lachen. "Gut, dann wollen wir mal," sagte ich und nahm sie an die Hand, damit sie nicht in der Menschemenge des Marktplatzes untergehen würde. Ich bahnte uns einen Weg am Rand entlang und nach einigen Minuten Fußmarsch waren wir am Eingang zum vollen Kelch, wo ich vorhin mit Halbarad noch mittag gegessen hatte. Wir gingen um das Wirtshaus herum und kamen zu den anliegenden Stallungen. Arony stand in ihrer Box und trank gerade aus einem hölzernen Trog. "Das ist Arony, Arony das ist Mayumi," stellte ich die beiden vor und klopfte meiner Fuchsstute zur Begrüßung auf den Hals. "Gib ihr ruhig eine Möhre dann seit ihr Freunde für immer," sagte ich schmunzelnd und zog eine aus meiner Ledertasche, die ich Mayumi in die Hand drückte. "Ich hole eben den Sattel und die Zügel."

Ich folgte Ezia und nach kurzer Zeit, waren wir bei den Stallungen und Ezia stellte mir ihr Pferd vor. "Das ist aber ein schönes Pferd", sagte ich, nahm die Möhre entgegen und gab sie Arony, die sie auffraß. Ich streichelte Arony kurz über die Nase als sie die Möhre aß und wartete dann auf Ezia.

Ich sah noch einmal über die Schulter und beobachtete wie Mayumi Arony die Möhre gab, dann ging ich in die Sattelkammer, wo ich mir alles über die Schulter und den Arm schwang. Schwer beladen kam ich zurück in die Stallgasse und trat die Box-tür leicht mit meinem Stiefel auf. Ich setzte Arony den Sattel auf und zäumte sie. "Fertig," sagte ich zu Mayumi und nahm sie einfach hoch. Unter schwerem Stöhnen hievte ich sie auf Aronys Rücken und nahm die Zügel in die Hand. "Gut festhalten da oben, ja?"

"Verstanden", sagte ich ernst und staunte was für eine gute Aussicht man von hier aus hatte. "Reitet ihr eigentlich oft mit Arony?", fragte ich neugierig. Wenn ich ein Pferd hätte würde ich jeden Tag reiten, dachte ich.

Ich war gerade beim Schmied um meine Waffen schärfen zu lassen, als ein edel gekleideter Ritter, in silberner Rüstung, über die Strasse ritt und sich schreiend nach mir erkundigte. Ich rannte aus der Schmiede und sah, wie er sich mit einem Händler unterhielt. Er trug eine sauber polierte Rüstung und ein langes Schwert und war auf einem stattlichen Ross unterwegs. Nur die Wachen des Königs tragen solch edle Rüstungen. Was kann denn wohl passiert sein, dass der König sich so nach mir sorgt, dass er eine Wache los sendet?,dachte ich beängstigt. Ich trat vor ihn und erklärte ihm, dass ich Halbarad bin. Zuerst glaubte er mir nicht doch als mehrere Händler und Anwohner dies bestätigten verriet er mir sein Anliegen. Der König habe einen wichtigen und eilenden Auftrag für mich, direkt morgen früh sollte ich mich am Stadttor mit Ezia treffen. Bevor ich überhaupt Fragen stellen konnte, sauste die Wache auch schon galoppierend davon. Ezia? Was hat Ezia denn damit am Hut? Mir blieb nur eins übrig: auf den morgigen Tag warten und schauen was er bringt. Ich ging zurück in die Schmiede und schaute nach meinen Waffen.

Ich führte Pferd und Kind aus den Stallungen und antwortete auf Mayumis Frage: "Natürlich, ich reite Arony schon seit ich selber ein kleines Mädchen war." Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen bei der Erinnerung, als mein Onkel mir die schöne Fuchsstute zum Beginn meiner Ausbildung schenkte. "Als Kundschafter bist du ständig unterwegs und musst ein Pferd haben das dir vertraut, denn nur ein Pferd das dir vertraut hilft dir in brenzlichen Situationen und reitet schneller als ein dir fremdes," erklärte ich und grüßte ein mir bekanntes Gesicht auf der Strasse. Wir durchquerten die unteren Ringe der Stadt, bis wir am Stadttor angelangt waren und die Wachen uns durchließen. "So, mach mal etwas Platz da oben," sagte ich zu Mayumi und stieg auf, so dass das Mädchen vor mir saß. "Der Fußmarsch bis nach Edhellos ist etwas lang," erklärte ich und wuschelte dem Mädchen grinsend durchs rotbraune Haare. Ich gab Arony einen leichten Tritt in die Seite und wir ritten los in Richtung Hafen.

----> Edhellos

Ich hörte Ezia gespannt zu, als sie von den aufgaben eines Kundschafters erzählte und ich rückte etwas nach vorne, damit sie genügend Platz auf dem Pferd hatte. "Ich weiß das der Fußmarsch lang ist, deswegen gehe ich ja auch immer ganz früh los um hier lange spielen zu können", sagte ich etwas mürrisch und ließ es mir gefallen, das sie mir durch mein Haar wuschelte. Langsam machte ich mir sorgen was ich machen sollte, wenn sie meine Eltern sehen wollte.

--> Edhellos